Ausblick ins neue WBZW-Jahr

Anhand der Erfahrungen aus der Corona-Krise möchte das Weinbauzentrum Wädenswil (WBZW) die Branche noch stärker unterstützen und sich als verlässlicher Partner zur Verfügung zu stellen.


Autor_Vaja Sieghard
Sieghard Vaja
Weinbauzentrum Wädenswil
 (WBZW)

Nicht nur aufgrund der Pandemie stellen sich viele Fragen über die Reb- und Weinproduktion, den Pflanzenschutz, aber auch über die Vermarktung. Das WBZW möchte dem Rechnung tragen und stellt seine vier Geschäftsfelder entsprechend auf:

Forschung – Partner hochwertiger Versuche 

Wir sind Partner hochqualifizierter Forschung im Rebbau und in der Önologie. Zusammen mit Agroscope und der ZHAW verschreiben wir uns dem nachhaltigen Weinbau und befassen uns innerhalb dieses Schwerpunkts mit den Themen (a) Pflanzenschutz (PSM), (b) Digitalisierung, (c) Innovation und Strukturwandel. Eine Aufstellung unserer aktuellen Tätigkeiten publizieren wir im März.

Analytik & Sensorik

Die Dienstleistung für die Winzer wird um die SO2-Schnellanalyse erweitert. Eine aktualisierte Preisliste ist in Erarbeitung. Wir planen eine grosse Investition, die uns die Analyse von PSM-Rückständen ermöglicht. Somit unterstützen wir unsere Forschung, die kantonalen Fachberatungsstellen und die gesamte Branche. Des Weiteren werden wir eine Sensorik-Software mitentwickeln, die statistische Aussagen aus unseren Mustern auswertet. Ab heuer werden in- und ausländische Weine mit den Daten der Verkostung verbunden und geben Aufschluss über die Zusammenhänge von weinchemischen Analysen und wahrgenommener Qualität. Diese Erkenntnisse werden wir in der SZOW jährlich publizieren.

Wissenstransfer

Die Zusammenarbeit mit der ZHAW und dem Strickhof wird ausgebaut. Der bewährte Weinbau-Kurs, der grundlegende Erfahrung im Rebberg vermittelt, wird mit dem neuen Weinbereitungskurs erweitert und ergänzt. Hier liegt der Fokus von der Vinifikation von der Traube zum Jungwein (Teil 1) und vom Jungwein in die Flasche (Teil 2). Die Betriebsberatung «Erfolg im Weinbetrieb sichern» wendet sich an alle Winzer und Nachfolger, die den Verkauf, aber auch die Organisation des gesamten Betriebs überwachen möchten. Diese Beratung findet direkt in den Betrieben statt. Die modulare Weiterbildung wird neu strukturiert und das Angebot in der zweiten Hälfte des Jahres erweitert. Hier werden die praxisorientierten Kenntnisse im Verkauf, Marketing und in der Kommunikation gestärkt, trainiert und vertieft. Des Weiteren bilden wir die nächste Generation der Branche aus. Jährlich sind wir offen für Lehrlinge und Praktikanten, denen wir Einblick in die «Weinwelt» geben, aber auch von ihnen lernen. Wir ermutigen jeden Interessierten, sich bei uns für eine Stelle zu bewerben. In diesem Jahr werden wir ausserdem den sogenannten «Wein der Forschung», also Versuchsweine aus unseren Untersuchungen als «didaktischen» Wein für Winzerinnen und Winzer, Studierenden, aber auch Weinliebhabern mit Wissensdrang zur Verfügung stellen. Diese Weinserie ermöglicht einen Vergleich verschiedener Versuche und gibt Rückschlüsse auf die finale Weinqualität. Unsere Pflanzenschutzmitteilung wird ab März 2021 neu gestaltet und der Branche zugesandt, um den Kollegen eine nützliche Empfehlung und Begleitung zu bieten.

Dreistand

Unsere Weinmarke teilt die Sorgen und Probleme des Marktes und wir schliessen den Bogen unserer Jahrzehnte-währenden Forschung (Expertise im Rebbau und im Keller) und gehen den weiteren Schritt, den der Vermarktung. Wir vermarkten die neuen Sorten (Piwi), gestalten neue Premium-Weine aus Stäfa und Monopol-Weine von der Halbinsel Au. Der Internetauftritt wird überarbeitet. Social Media werden unser Spielplatz für direkte Kundenkommunikation. Ein neuer und effizienter Webshop wird geschaffen. Das sind dieselben Herausforderungen unserer Branchen-Kollegen. Diese Erfahrungen geben wir in unserer Beratung und in unserer täglichen Aktivität zurück.

 

 

Titelbild: Das WBZW im – symbolischen – Morgenlicht. (Quelle: © Siffert/weinweltfoto.ch)

WBZW-Forschungsfeld «Best Practice»: Eine Lösungsstrategie für den Pflanzenschutz?

Pflanzenschutzmittel stehen im Fokus – mehr denn je! Gesetzlich festgelegte Rückstandshöchstwerte und Wartefristen für Pflanzenschutzmittel werden zunehmend hinterfragt. Der 2017 lancierte «Nationale Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» fordert zudem generell eine Reduktion der Risiken und eine nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Ziel des «Best Practice» Versuchs von Agroscope und WBZW ist die Überprüfung einer risikoarmen und nachhaltigen Pflanzenschutzstrategie, die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (PSM) an Trauben und im Wein reduziert und über mehrere Jahre einen qualitativ und quantitativ hochwertigen Ertrag garantiert. Dabei werden während drei Jahren drei Verfahren an dem Standort Wädenswil durchgeführt:

 

  • Integrierte Produktion (IP): Spritzungen nach ÖLN.
  • Low Residue (LowRes): ausschliesslicher Einsatz von 
biologischen Pflanzenschutzmitteln nach der Blüte (BBCH71), gleiche Anzahl Spritzungen wie bei IP-Spritzplan (P.H. Dubuis et al., in Bearbeitung). 
  • Ressourceneffizienzbeiträge (REB): Parzelle wird gemäss den Vorgaben der Ressourcenbeitragsmassnahmen 
M2 und M4 (kompletter Verzicht auf Herbizide und der Verzicht auf gewisse Fungizide einschliesslich Kupfer) 
im Pflanzenschutz behandelt. 


Die diesjährige Auswertung der erhobenen Daten ergab, dass in Bezug auf Krankheitsanfälligkeit die Verfahren REB und LowRes sich ähnlich zum IP-Standard verhalten. Während beim Blattbefall noch Unterschiede in der Befallshäufigkeit, sowohl bei Falschem als auch bei Echtem Mehltau, zu finden waren, konnten bei der Befallsstärke keine eindeutigen Unterschiede mehr beobachtet werden. Die Unterschiede im Traubenbefall waren dann zwischen den einzelnen Verfahren nochmals deutlich geringer und fielen praktisch gegen null Prozent. Beim Botrytis-Befall konnte ein minimer Nachteil der alternativen Pflanzenschutzstrategie LowRes aufgezeigt werden. Bei der Essigfäule gab es jedoch keine Unterschiede der Alternativen Pflanzenschutzstrategien zu der IP-Strategie, denn die Verfahren unterschieden sich weder in der Befallshäufigkeit noch bei der Befallsstärke.


Die LowRes-, wie auch die REB-Strategie waren im Jahr 2020 eine gute Alternative zur integrierten Produktion ohne nennenswerte Ertragsverluste. Nach ersten Erfahrungen ist dabei allerdings eine gute Beobachtung der Phänologiestadien unerlässlich.


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