ARBEITEN IM REBBAU

In einem Gramm fruchtbaren Bodens finden sich über eine Million Organismen, die jeweils eine Rolle bei der Verfügbarkeit und Speicherung von Nährstoffen, der Bodenstruktur, der Wasserhaltekapa­zität und/oder der Bodenentgiftung spielen.


KATHLEEN MACKIE-HAAS
Agroscope

Eine Art der Bodenbewirtschaftung in Weinbergen umfasst die Bodenbearbeitung, die den Wettbewerb zwischen Begrünung und Weinreben einschränkt. Sie zerstört jedoch auch die Bodenstruktur und reduziert Regenwürmer, Kohlenstoff- und Stickstoffpools im Boden und beeinträchtigt Ökosystemleistungen wie den Zelluloseabbau. Dauerhafte oder langfristige Begrünung und Kompos­tierung unterstützen andererseits eine Erhöhung der Bakterien- und Pilzhäufigkeit sowie der Nährstoffproduktion und -verfügbarkeit.

 

Was ist zu beachten?

  • Vermehrter Einsatz schwerer Maschinen, Erosion und extreme Sonneneinstrahlung belasten den Boden.
  • Im Sommer sollte der Boden nicht zu oft und nur flach bearbeitet werden. Zu starke Stickstoffmobilisierung fördert in wüchsigen Anlagen Verrieselung und Fäulnis an den Trauben. Bei schwachwüchsigen Standorten kann diese Massnahme zur Anregung des Pflanzenwuchses dienen. Die Bearbeitung sollte auf jeden Fall ab Anfang August eingestellt werden, so kann sich bis zur Ernte ein genügender Unkrautbewuchs bilden.
  • Bewirtschaftungsmassnahmen sollen nicht bei ungünstigen Boden und ­Witterungsverhältnissen durchgeführt werden.
  • Agroscope empfiehlt begrünte Fahrgassen zur Verbesserung der Bodenstruktur und zur Humusanreicherung, alternative Bewirtschaftung der Fahrgassen und reduzierte Bodenbearbeitung (s. Pflanzenschutzempfehlungen für den Rebbau 2018/2019).

Pflanzenschutzmittel (PSM) beeinflussen auch die Bodenfruchtbarkeit, da sie von Regen und Wind in den Boden und in das Wassersystem befördert werden, was die Wasserqualität des Grundwassers zusätzlich beeinträchtigt. Sowohl ein geringer Gehalt an organischer Substanz als auch eine geringe Kationenaustauschkapazität, die häufig in ­Weinbergen anzutreffen ist, fördern die Mobilisierung und Verfügbarkeit von PSM. Die Anreicherung der PSM verringert beispielsweise die Häufigkeit von Bodenmikroorga­nismen, einschliesslich nützlicher Arten, und begrenzt insbesondere ihre Fähigkeit, den Nährstoffkreislauf zu unterstützen.  

 

Was ist zu beachten?

  • Die Auflagen des ÖLN und von VITI­SWISS (www.swisswine.ch/de/node/ 510) sind einzuhalten. Unkrautbekämp­fung sollte nur unter dem ­Rebstock stattfinden. Ganzflächenbehandlungen mit chemischen Herbiziden sind zu vermeiden!
  • Best Practice reduziert den Einsatz von PSM mithilfe von Prognosemodellen wie Agrometeo (www.agrometeo.ch) und die Berechnung des Laubwand­volumens.
  • Durch eine frühzeitige und ausreichen­de Entblätterung der Trauben­zone kann der Einsatz von Botrytiziden optimiert oder sogar reduziert werden.

Unser Ziel ist, gesunde Weinreben und qualitativ hochwertige Trauben zu produzieren. Dies erfordert reichlich vorhandene, vielfältige und aktive Bodenmikro- und Makroorganismen. Obwohl wir nicht immer Entscheidungen treffen können, die der Bodenfruchtbarkeit zugutekommen, sollten wir uns der Einflüsse bewusst sein, die unsere Managemententscheidungen auf den Boden haben und unser Bestes tun, um sie zu begrenzen.

Titelfoto

Foto von Hans-Peter Siffert


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